Matthias Gläßner – Senior TYPO3 Architekt

Budget & Risiko · Projektsteuerung · TYPO3-Kontext

Festpreis oder Stundensatz?
Vergütungsmodelle für TYPO3-Projekte pragmatisch erklärt

Kaum eine Frage taucht in Erstgesprächen so zuverlässig auf wie diese: „Können Sie auch zum Festpreis arbeiten?“ – oder umgekehrt: „Wie viel Tage müssen wir ungefähr rechnen?“. Diese Seite beleuchtet Vor- und Nachteile von Festpreis, Stundensatz und Mischformen im Kontext von TYPO3-Projekten.

Fokus: B2B / Behörden / Verbände TYPO3-Projekte, Upgrades, Wartung, SLA Budget & Risikosteuerung

Worum es bei der Wahl des Modells wirklich geht

Die Frage „Festpreis oder Stundensatz?“ ist selten nur eine juristische oder „Einkaufssache“. In der Praxis geht es um drei Dinge:

  • Budget-Sicherheit – Wie planbar sind Kosten & Bandbreiten?
  • Risikoverteilung – Wer trägt das Risiko für Unschärfen, Altlasten & Überraschungen?
  • Flexibilität – Wie leicht können Scope, Prioritäten und Anforderungen angepasst werden?

Im TYPO3-Umfeld gilt zusätzlich: Altsysteme, Integrationen, Sicherheit & Compliance sorgen fast immer für Unbekannte, die einen reinen Festpreis schwierig machen – zumindest ohne vorgelagertes Audit.

Festpreis vs. Stundensatz – nüchtern gegenübergestellt

Beide Modelle haben ihre Berechtigung. Spannend wird es dort, wo sie nicht zur Projektart passen.

Festpreis

Ein vorab definiertes Paket mit festem Scope, fixem Budget, klaren Ergebnissen.

Stärken

  • • Hohe Budget-Planbarkeit für einen klar abgegrenzten Scope
  • • Gut geeignet für Pilotprojekte, Audits, definierte Teilpakete
  • • Interne Kommunikation wird einfacher („Kostet X €“)

Risiken / Grenzen

  • • Anbieter kalkuliert Risiko mit ein → Aufpreis oder starker Scope-Cut
  • • Änderungen führen schnell zu Nachträgen & Diskussionen
  • • Bei unbekannten Altlasten häufig nicht sinnvoll ohne Vorab-Audit

Typische Einsätze

  • TYPO3 Audit mit klar definiertem Umfang
  • • Prototypen / Proof-of-Concept für Suche oder Schnittstellen
  • • Kleinere, isolierte Features mit überschauberer Komplexität

Stundensatz / Tagessatz

Abrechnung nach tatsächlichem Aufwand – auf Basis eines vereinbarten Stundensatzes/Tagessatzes.

Stärken

  • • Hohe Flexibilität bei Scope & Priorisierung
  • • Ideal für Iterationen, Wartung, Weiterentwicklung
  • • Echte Transparenz über Aufwand & Komplexität

Risiken / Grenzen

  • • Budget ist weniger „hart gedeckelt“
  • • Erfordert Vertrauen & transparente Kommunikation
  • • Für reine „Einkaufslogik“ schwerer vermittelbar

Typische Einsätze

Mischmodelle: In Phasen denken statt „entweder oder“

In der Praxis funktionieren Kombinationen am besten – besonders bei größeren oder historisch gewachsenen TYPO3-Systemen. Ein bewährter Ansatz ist die Aufteilung in Phasen:

Phase 1

Audit & Grobplanung (oft Festpreis)

Ziel: Klarheit über Status, Risiken, Aufwand und sinnvolle Roadmap. Umfang & Dauer sind gut abschätzbar, daher eignet sich hier häufig ein Festpreis.

  • • Code- & Systemanalyse
  • • Risikomatrix & Priorisierung
  • • Grobe Aufwandsbandbreiten (z. B. S/M/L)

→ Basis: TYPO3 Audit

Phase 2

Umsetzung & Stabilisierung (meist Tagessatz)

Ziel: Umsetzung der priorisierten Themen in Sprints. Auf Basis der Audit-Ergebnisse kann hier mit Tagessatz/Kontingenten gearbeitet werden – mit klar definierten Zielen pro Sprint.

  • • Upgrade, Refactorings, Integrationen
  • • Performance-/Security-Maßnahmen
  • • Enge Abstimmung mit Fachbereichen & IT

Phase 3

Betrieb & Weiterentwicklung (SLA & Kontingent)

Ziel: Verlässlicher Betrieb & planbare Weiterentwicklung. Hier haben sich Wartungs-/SLA-Modelle mit monatlichen Kontingenten bewährt.

  • • Regelmäßige Updates & Security-Patches
  • • Bugfixing & kleine Features
  • • Planung neuer Sprints & Maßnahmen

→ Basis: Wartung & Support

Praxisbeispiele: Wann welches Modell gut funktioniert hat

Einige anonymisierte, vereinfachte Beispiele aus Projekten zeigen, wie die Modelle wirken:

Behörde · Festpreis-Audit + Kontingent

Zuerst Audit mit Festpreis (klar definierte Deliverables), anschließend Umsetzung & Stabilisierung über monatliche Kontingente. Ergebnis: klare Entscheidungsgrundlage und dennoch flexible Umsetzung.

Verband · Festpreis-Paket für Suche

Einführung einer neuen Enterprise-Suche mit sauber definiertem Scope (Facetten, Synonyme, Highlighting). Festpreis für Konzept & Implementierung, später Erweiterungen nach Tagessatz für weitere Anforderungen.

Unternehmen · Reines Tagessatz-Modell

Historisch gewachsenes System mit vielen Unbekannten. Hier wäre ein Festpreis unseriös gewesen. Stattdessen: Tagessatz, klarer Backlog, Sprints, regelmäßige Status- und Budgetreports.

Häufige Fragen zu Festpreis & Stundensatz

Einige Fragen, die in Verhandlungen mit Einkauf, IT oder Fachbereichen häufig auftauchen:

Ist Festpreis nicht grundsätzlich „kundenfreundlicher“?
Auf den ersten Blick ja – weil man eine fixe Zahl kommunizieren kann. In der Realität muss der Dienstleister aber Risiken einpreisen oder den Scope sehr eng definieren. Beides kann zu Frust führen, wenn sich Anforderungen ändern oder Altlasten größer sind als gedacht. Wirklich kundenfreundlich ist das Modell, das zur Art des Projekts und dem Risikoprofil passt – nicht eine bestimmte Vertragsform.
Wie können wir bei Tagessätzen Budget-Sicherheit herstellen?
Durch klare Rahmen: definierte Kontingente (z. B. 2–4 Tage/Monat), Priorisierungsrunden, transparente Reports und frühzeitige Kommunikation, wenn sich Aufwände anders entwickeln als geplant. Hilfreich ist auch eine erste Bandbreite durch Audit oder Schätzung – z. B. S/M/L-Korridore statt exakte Scheingenauigkeit.
Sind gemischte Modelle (Festpreis + Tagessatz) komplizierter abzurechnen?
Formal nein – es sind einfach zwei Positionen/Töpfe: ein klar definiertes Paket (z. B. Audit) plus Kontingente für Umsetzung/Wartung. Organisatorisch wird es oft sogar einfacher, weil Erwartungen sauber getrennt sind: „Was gehört zum Paket?“ und „Was sind laufende Leistungen?“.
Wie gehen Sie persönlich mit Festpreis-Anfragen um?
Für klar umrissene Themen (z. B. Audits, definierte Workshops, prototypische Integrationen) biete ich gerne festpreisbasierte Pakete an. Für komplexe Upgrades, historisch gewachsene Systeme oder laufende Weiterentwicklung arbeite ich bevorzugt mit Tagessatz & transparentem Reporting. Gemeinsam finden wir ein Modell, das zu Ihrer Situation und Ihren internen Prozessen passt.

Festpreis, Tagessatz oder Mischmodell? Lassen Sie uns kurz rechnen.

Gern schaue ich mir Ihr TYPO3-System und Ihre Ziele an und skizziere, welches Vergütungsmodell für Ihr konkretes Vorhaben sinnvoll ist – inklusive realistischer Aufwandsbandbreiten und möglicher Pakete.