Matthias Gläßner – Senior TYPO3 Architekt

Core Web Vitals · Ladezeiten · Monitoring & Tests

TYPO3 Performance messen:
Wie Sie Ladezeiten & Core Web Vitals
richtig bewerten – statt nur „Bauchgefühl“

„Die Seite ist langsam“ – das hören IT und Agenturen häufig. Gemeint sein kann alles von langsamem Backend über schwere Bilder bis zu unzureichendem Caching. Damit Performance-Optimierung nicht zum Blindflug wird, brauchen Sie klare Kennzahlen, saubere Messmethoden und eine Trennung von TYPO3- vs. Infrastruktur-Themen. Diese Seite zeigt, wie Sie TYPO3 Performance systematisch messen und bewerten.

Fokus: TYPO3 v10–v13, Core Web Vitals & Enterprise-Setups Für IT, Dev-Teams & Fachbereiche Ergänzend zu Audit, Deployment & Suche

Warum Performance-Messung mehr ist als ein Lighthouse-Score

Tools liefern Zahlen – doch ohne Kontext führen sie schnell zu Missverständnissen: Ein grüner Lighthouse-Score bedeutet nicht automatisch, dass echte Nutzer:innen die Seite als schnell erleben. Und ein roter Wert kann durch einen einzelnen Problem-Fall verzerrt sein.

Sinnvolle Performance-Messung beantwortet u. a. diese Fragen:

  • • Wie schnell ist die Seite aus Sicht echter Nutzer:innen (Felddaten)?
  • • Wie verhält sie sich unter kontrollierten Bedingungen (Labordaten)?
  • • Welchen Anteil hat TYPO3 selbst (Renderzeiten, Caching, DB) – und welcher Anteil liegt bei Hosting, Netzwerk, externen Skripten?
  • • Welche Optimierungen bringen den größten Nutzen je Aufwand?

Ziel ist nicht die perfekte Zahl in einem Tool, sondern verlässlich schnelle, stabile und nachvollziehbare Ladezeiten für Ihre wichtigsten Seiten und Nutzergruppen.

Wichtige Kennzahlen: Von TTFB bis Core Web Vitals

Es gibt dutzende Performance-Kennzahlen – für den Einstieg reichen einige wenige, gut verstandene KPIs. Diese lassen sich in drei Bereiche clustern:

Server & Infrastruktur

TTFB, Backend-Response & Caching

  • TTFB (Time to First Byte): Wie schnell liefert der Server die ersten Daten?
  • Backend-Response: Wie lange braucht TYPO3, um eine Seite zu rendern?
  • Cache-Hit-Rate: Wie oft kommt der Inhalt aus dem Cache statt aus „dem System“?

Diese Werte zeigen, ob Sie ein TYPO3-/Extension-/DB-Problem haben – oder primär Infrastruktur-Themen.

User Experience

Core Web Vitals & Rendering

  • LCP (Largest Contentful Paint): Wann ist der Hauptinhalt sichtbar?
  • INP (Interaction to Next Paint): Wie schnell reagiert die Seite auf Interaktionen?
  • CLS (Cumulative Layout Shift): Wie stabil ist das Layout während des Ladens?

Diese Kennzahlen verbinden Technik mit wahrgenommener Geschwindigkeit – und fließen in SEO-Bewertungen ein.

Ganzheitliche Sicht

Felddaten, Labordaten & Trends

  • Felddaten (RUM): Echte Nutzer:innen, echte Geräte, echte Netze.
  • Labordaten: Reproduzierbare Tests unter definierten Bedingungen.
  • Trends: Entwicklung über Wochen/Monate – nicht nur einzelne Messungen.

Erst die Kombination macht ein realistisches Bild – gerade bei komplexen Installationen.

Messmethoden: Wie Sie TYPO3 Performance strukturiert prüfen

In der Praxis hat sich eine Kombination aus automatisierten Tests, manuellen Analysen und Monitoring bewährt. Ein typischer Ansatz in Performance-Audits:

1. Seiten-Typen & Journeys definieren

Messen Sie nicht „irgendeine Seite“, sondern gezielt:

  • • Startseite & wichtige Einstiegsseiten
  • • Suchergebnisse, Listen (News, Produkte, Fachartikel)
  • • Detailseiten & Konverter (Kontaktformulare, Downloads)
  • • ggf. Portale / geschützte Bereiche

2. Labortests mit reproduzierbaren Szenarien

Auf Basis definierter Viewports, Verbindungsgeschwindigkeiten und Geräte-Typen:

  • • Mehrere Läufe pro Seite, Mittelwerte bilden
  • • Unterschiedliche Cache-Situationen testen (warm vs. cold)
  • • Netzwerk-Timeline und Waterfall-Analyse einbeziehen

3. Felddaten & Monitoring einbeziehen

Wenn verfügbar, nutzen Sie Daten aus Web Analytics / RUM:

  • • Welche Nutzergruppen haben Performance-Probleme (Land, Gerät, Browser)?
  • • Welche Seitentypen fallen besonders auf?
  • • Wie entwickeln sich Kennzahlen über Zeit (Trend)?

4. Ursachenanalyse & Priorisierung

Statt „alles optimieren“ konzentrieren Sie sich auf:

  • • wenige, aber reichweitenstarke Seiten / Seitentypen,
  • • Probleme mit klarem Wirkhebel (z. B. Bildgrößen, Caching, SQL-Queries),
  • • Maßnahmen, die parallel SEO, UX und Barrierefreiheit verbessern.

Wichtig: Dokumentieren Sie Testdaten, Setup und Annahmen, damit Ergebnisse später nachvollziehbar bleiben – gerade in größeren Teams oder bei Agenturwechseln.

TYPO3-spezifische Stellschrauben: Wo Performance typischerweise verloren geht

Viele Performance-Probleme wiederholen sich in TYPO3-Projekten. Ein Auszug aus Bereichen, in denen ich in Audits regelmäßig Potenziale finde:

1. Caching-Strategie & Konfiguration

  • • Unklarer Einsatz von Page-Cache, Extbase-Caches, Datenbank- und Objekt-Caches.
  • • Viele dynamische Plugins auf einer Seite, die Caching verhindern.
  • • Kein differenziertes Caching nach Seitentypen / Usergruppen.
  • • Fehlende Unterstützung durch Reverse-Proxies / Static File Cache.

2. Extensions & Datenbankzugriffe

  • • Unoptimierte Queries mit vielen Joins & fehlenden Indizes.
  • • „Alles in einer Liste“ statt paginierter & gefilterter Abfragen.
  • • Teure Berechnungen in Controllern statt in Caches / Hintergrundjobs.
  • • Such- & Filterfunktionen, die an Performance-Grenzen stoßen (vgl. TYPO3 Suche, falls vorhanden).

3. Assets, Bilder & Frontend-Struktur

  • • Zu große Bilddateien / fehlende Responsive-Images.
  • • Viele externe Skripte (Tracking, Widgets, Fonts) ohne Priorisierung.
  • • Kein konsequenter Einsatz von Lazy-Loading & Defer/Async.
  • • HTML-Strukturen, die LCP und CLS unnötig verschlechtern.

4. Infrastruktur & Deployment

  • • Shared-Hosting-Grenzen, fehlendes PHP-OPcache-Tuning, langsame I/O.
  • • Kein CDN oder falsch konfiguriertes CDN.
  • • Releases, die Caches ungünstig invalidieren (siehe TYPO3 Deployment).

Der entscheidende Schritt ist, Messdaten mit diesen Stellschrauben zu verknüpfen: Wo verliert Ihr System konkret Zeit – und welche Änderung adressiert genau diesen Flaschenhals?

Praxisbeispiele: Wie Performance-Messung Entscheidungen verändert

Anonymisierte, vereinfachte Beispiele aus Projekten zeigen, wie sich ein strukturierter Blick auf Performance auswirken kann:

Behördenportal · Core Web Vitals im Fokus

Ausgangslage: Kritische Bewertungen in Suchmaschinen, v. a. wegen LCP. Durch Messung pro Seitentyp und Region wurden wenige, aber zentrale Templates identifiziert. Optimierung von Bildpipeline, Caching und CSS-Struktur führte zu deutlich besseren Metriken – ohne kompletten Relaunch.

Verband · Langsame Suche oder langsames TYPO3?

Ausgangslage: „Das System ist langsam“ – vor allem bei Suchanfragen. Messung trennte klar zwischen Server-Response, Such-Index und Frontend. Ergebnis: Falsche Erwartungshaltung an eine älteren Suchlösung, Entscheidung für eine dedizierte Enterprise-Suche plus Performance-Monitoring.

Mittelstand · Hosting-Wechsel oder Code-Optimierung?

Ausgangslage: Wunsch nach Hosting-Wechsel wegen gefühlt schlechter Performance. Messdaten zeigten: Server-Response ok, Hauptproblem waren unoptimierte Listen-Extensions und Bilder. Statt teurem Providerwechsel wurden gezielt Extensions refaktoriert und eine Bild-/Cache-Pipeline etabliert.

Häufige Fragen zur Messung von TYPO3 Performance

Einige Fragen tauchen in Gesprächen mit IT, Fachbereichen und Management immer wieder auf:

Reicht ein Lighthouse-Test als Performance-Nachweis aus?
Lighthouse ist ein guter Startpunkt, aber kein vollständiger Nachweis. Es misst unter definierten Laborbedingungen – echte Nutzer:innen sind jedoch mit verschiedenen Geräten, Verbindungen und Browsern unterwegs. Für Entscheidungen (z. B. Relaunch vs. Optimierung) sollten Sie immer auch Felddaten und Trends in die Bewertung einbeziehen.
Wie oft sollten wir Performance messen oder monitoren?
Für kritische Portale empfehle ich ein kontinuierliches Monitoring (z. B. tägliche bis wöchentliche Checks relevanter Seiten) plus vertiefte Analysen bei größeren Änderungen (Release, Kampagne, Relaunch). Für kleinere Sites reichen oft regelmäßige Stichproben alle paar Wochen oder in Verbindung mit Releases – idealerweise automatisiert im Rahmen Ihrer CI/CD-Pipeline.
Ab wann lohnt sich ein eigenes Performance-Audit für TYPO3?
Spätestens wenn Performance-Probleme wiederholt in der Organisation ankommen (Support, Fachbereiche, Management) oder Core Web Vitals dauerhaft im roten/gelben Bereich liegen. Auch vor größeren Upgrades oder Relaunches ist ein Audit sinnvoll, um Baseline, Risiken und Quick-Wins zu identifizieren – oft kombiniert mit einem technischen Audit.
Wie stark hat TYPO3 selbst Einfluss auf Performance – im Vergleich zu Hosting & Frontend?
Es ist fast immer eine Kombination:
  • TYPO3 & Extensions bestimmen u. a. Renderzeiten, Caching, DB-Last.
  • Frontend & Assets beeinflussen LCP, INP und CLS stark.
  • Hosting & Netzwerk wirken sich auf TTFB, Stabilität und Peaks aus.
Ein strukturiertes Mess-Setup hilft, die dominanten Ursachen für Ihr System zu identifizieren – statt pauschal „das System“ oder „den Hoster“ verantwortlich zu machen.

Sie möchten TYPO3 Performance messbar statt „gefühlt“ machen?

Ob Core Web Vitals, Ladezeiten oder Backend-Performance – mit einem klaren Messkonzept und den richtigen Stellschrauben wird Performance vom Dauerbrenner zum beherrschbaren Thema. In einem kurzen Erstgespräch klären wir, wie Ihre aktuelle Situation aussieht und welches Vorgehen passt: Quick-Check, Audit oder begleitete Optimierung.