Matthias Gläßner – Senior TYPO3 Architekt

CMS-Auswahl · Enterprise-Websites · Content-Modelle & Redaktions-UX

TYPO3 vs. Neos:
Welches CMS passt besser zu Ihrem Portal oder Ihrer Website-Landschaft?

Neos ist historisch aus dem TYPO3-Umfeld entstanden und wird heute als eigenständiges CMS mit starkem Fokus auf Inline-Editing & Content-Modelle weiterentwickelt. TYPO3 ist eines der etablierten Enterprise-CMS im DACH-Raum – mit Fokus auf Multi-Site, Governance und langfristigen Betrieb. Dieser Artikel vergleicht beide Systeme aus Sicht von Verbänden, Behörden und mittelständischen Unternehmen – und hilft bei der Einordnung.

Fokus: DACH · Enterprise & Public Sector Neutraler Vergleich mit TYPO3-Schwerpunkt

TYPO3 vs. Neos – Kurzüberblick in einem Satz

Stark verkürzt: Neos punktet mit sehr flexiblen Content-Strukturen und einem modernen Inline-Editing-Erlebnis, während TYPO3 seine Stärken bei Multi-Site-Setups, Release-Zyklen, Governance und langjährigem Enterprise-Einsatz ausspielt.

Für eine Bewertung lohnt es sich, ein paar Kernfragen zu betrachten:

  • • Wie wichtig sind klassische Seitenbaum-Strukturen vs. Content-Modelle?
  • • Wie viele Sites, Sprachen, Mandanten und Rollen gibt es?
  • • Welche Integrationen (Suche, CRM, Fachverfahren) müssen langfristig stabil laufen?
  • • Wie sieht Ihre Deployment-, Testing- und Governance-Strategie aus?

Der Rest dieses Artikels beleuchtet TYPO3 und Neos entlang dieser Kriterien – mit Schwerpunkt auf TYPO3, da ich hier seit vielen Jahren spezialisiert bin.

Vergleich nach Kriterien: Content-Modelle, UX, Governance & Betrieb

Statt Feature-Listen zu vergleichen, ist es hilfreicher, typische Anforderungen zu betrachten, wie sie in Verbänden, Behörden und Unternehmen vorkommen.

Content-Struktur & Content-Modelle

TYPO3: Starker Seitenbaum, Seiten-/Datensatz-Konzepte, bewährt für hierarchische Websites, Portale und Multi-Sites mit klaren Bereichen.

Neos: Sehr flexible Content-Modelle mit „Content Dimensions“, im Kern eher Content-zentriert als Seitenbaum-zentriert – stark für individuelle Content-Strukturen und Layout-Flexibilität.

Redaktions-UX & Bearbeitung

TYPO3: Klassischer Backend-Ansatz, sehr gut anpassbar, mit vielen Möglichkeiten zur Optimierung der Redaktions-UX (z. B. Backend-Layouts, Custom Content Elements, klare Formulare).

Neos: Stark im Inline-Editing („What You See Is What You Get“) und direkter Bearbeitung im Frontend – wird von Redaktionen häufig als modern und intuitiv wahrgenommen, sofern das Setup sauber ist.

Mehrsprachigkeit & Multi-Site

TYPO3: Seit vielen Jahren bewährt bei komplexen Multi-Site- & Mehrsprach-Setups mit klarer Abbildung von Sprachen im Seitenbaum – stark für Verbände, Behörden & Konzerne.

Neos: Bietet mit Content Dimensions ein flexibles Modell für Sprachen & Variationen – erfordert aber häufig mehr Konzeptionsaufwand.

Integrationen & Suche

Beide Systeme lassen sich gut in bestehende Infrastrukturen integrieren und mit Solr/Elastic, CRM/ERP, DAM etc. verbinden. In vielen DACH-Enterprise- & Behördenumgebungen existiert bereits eine starke TYPO3-Landschaft und Erfahrung mit entsprechenden Integrationen.

Governance, Rollen & Prozesse

TYPO3: Feingranulare Rechte- & Rollenmodelle, bewährt in komplexen Redaktionsstrukturen mit vielen Instanzen – z. B. Behördenportale, Verbände, große Unternehmenslandschaften.

Neos: Ebenfalls flexibel, aber weniger verbreitet in sehr großen öffentlichen Strukturen; Governance ist hier stark von der jeweiligen Projektarchitektur abhängig.

Release-Zyklen & Betrieb

TYPO3: Klare LTS-/ELTS-Zyklen, sehr gut planbar für Organisationen, die Security- & Upgrade-Roadmaps über Jahre budgetieren müssen.

Neos: Ebenfalls kontinuierliche Weiterentwicklung; in vielen Enterprise-Umgebungen ist der Planungsvorsprung von TYPO3 durch langjährige Erfahrung und breiten Einsatz jedoch ein Vorteil.

Typische Einsatzszenarien – wo welches System häufiger punktet

Beide Systeme sind flexibel – aber in der Praxis haben sich bestimmte Muster herausgebildet, in denen sie besonders häufig eingesetzt werden.

Stark für TYPO3 geeignet

  • • Große Behördenportale mit vielen Mandanten, Rollen und Compliance-Anforderungen
  • • Verbände mit Landes-/Regionalstrukturen und Multi-Sites
  • • Unternehmenswebsites mit mehreren Marken und Sprachen
  • • Portale mit Fokus auf strukturierte Navigation & Inhaltstiefe
  • • Szenarien, in denen stabile Release-Zyklen & Governance wichtiger sind als maximale Layout-Freiheit

In genau diesen Kontexten bin ich seit vielen Jahren unterwegs – siehe Case Studies und Projektliste.

Stark für Neos geeignet

  • • Projekte mit Fokus auf sehr flexible Layouts & Inline-Editing
  • • Content-zentrierte Plattformen, bei denen Seitenbaumstruktur weniger wichtig ist
  • • Teams mit Neos-Erfahrung, die das Ökosystem aktiv nutzen
  • • Szenarien, in denen das Neos-Content-Modell exakt zu Produkt- & UX-Zielen passt

Wenn bereits ein starkes Neos-Team vorhanden ist und die Architektur passt, kann ein Wechsel auf TYPO3 allein aus Technikgründen selten begründet werden – eher aus organisatorischen oder Governance-Gründen.

Governance & Organisation – oft wichtiger als die Tool-Frage

In vielen „Problemprojekten“, die ich als externer Architekt übernehme, ist nicht das CMS das Hauptproblem – sondern fehlende Governance, Rollen und Release-Prozesse.

Fragen, die Sie unabhängig vom CMS klären sollten

  • • Wer verantwortet Inhalte, Struktur und Qualität?
  • • Welche Rollen & Rechte gibt es – und wie werden sie gepflegt?
  • • Wie werden Security-, A11y- und Performance-Anforderungen umgesetzt?
  • • Welche Release- & Testing-Strategie ist etabliert?
  • • Wie fügt sich das CMS in die Gesamt-IT-Architektur ein?

TYPO3-spezifische Stärken bei Governance

  • • Feingranulare Berechtigungen und Rollenmodelle
  • • Bewährte Konzepte für Multi-Mandanten-Setups
  • • Klar strukturierbare Redaktionsbereiche & Workspaces
  • • Gute Kombinierbarkeit mit CI/CD- und Testing-Setups

Mehr dazu im Artikel TYPO3 Governance und im Bereich Qualität & Security.

Migration zwischen TYPO3 und Neos – wann ist ein Wechsel sinnvoll?

Ein Wechsel zwischen CMS-Systemen ist immer ein strategischer Eingriff. Er sollte nicht nur aus „Technik-Neugier“ heraus erfolgen, sondern weil er langfristig Governance, Betrieb oder Produktstrategie verbessert.

Mögliche Gründe für einen Wechsel zu TYPO3

  • • Starker Fokus auf DACH-Enterprise & öffentlichen Sektor
  • • Wunsch nach konsistenter Multi-Site- & Mehrsprach-Struktur
  • • Bedarf nach klaren LTS-/ELTS-Zyklen und planbaren Upgrades
  • • Konsolidierung einer bestehenden TYPO3-Landschaft mit einzelnen Neos-Projekten
  • • Governance-/Security-Anforderungen, die besser in bestehende TYPO3-Standards passen

Was in jedem Fall dazu gehört

  • • sauberes Content-Mapping zwischen Neos- und TYPO3-Strukturen
  • • Migrationsstrategie inkl. Redirects & SEO-Konzept
  • • frühzeitige Einbindung von Redaktion & Fachbereichen
  • • klare Entscheidung, welche Altlasten nicht migriert werden

Solche Wechsel sollten mit Proof-of-Concepts und einem Audit vorbereitet werden, nicht „auf Zuruf“ passieren.

Entscheidungshilfe: 7 Fragen vor „TYPO3 oder Neos?“

Diese Fragen helfen, die Diskussion auf das Wesentliche zu fokussieren – weg von reinen Geschmacksfragen, hin zu Strategie & Betrieb:

  1. 1. Haben wir heute bereits TYPO3- oder Neos-Kompetenz inhouse oder bei bestehenden Partnern?
  2. 2. Denken unsere Fachbereiche eher in Seiten & Navigation oder in stark modellierten Content-Strukturen?
  3. 3. Wie viele Sites, Sprachen und Mandanten werden wir in 3–5 Jahren haben?
  4. 4. Welche Rolle spielen WCAG/BITV, DSGVO, Revision & Compliance in unserem Umfeld?
  5. 5. Wie sehen unsere Release-, Testing- und Deployment-Prozesse heute aus – und wie sollen sie aussehen?
  6. 6. Müssen wir uns in bestehende DACH-weite TYPO3-/Neos-Landschaften integrieren (z. B. föderale Infrastruktur, Konzernlandschaft)?
  7. 7. Welche Gesamtbetriebskosten (TCO) entstehen über 5+ Jahre – inklusive Upgrades, Audits, Tests und Schulungen?

Häufig ist das Ergebnis kein kategorisches „System X ist besser“, sondern: Wir entscheiden uns bewusst für System Y in diesem Kontext – und bauen Governance & Prozesse passend dazu auf.

Häufige Fragen zu TYPO3 vs. Neos

Einige Fragen tauchen in Workshops zu CMS-Strategien immer wieder auf:

Ist Neos der „moderne Nachfolger“ von TYPO3?
Nein. Neos ist zwar historisch aus dem TYPO3-Umfeld entstanden, wird heute aber als eigenständiges CMS mit eigener Community und Roadmap entwickelt. TYPO3 wird parallel aktiv weiterentwickelt – mit klarem Fokus auf LTS-Zyklen, Enterprise-Stabilität und Multi-Site-Szenarien.
Ist Neos grundsätzlich „moderner“ als TYPO3, weil es mehr Inline-Editing bietet?
Inline-Editing ist ein wichtiger UX-Aspekt – aber kein alleiniger Maßstab für Modernität. TYPO3 hat andere Stärken (z. B. Multi-Site, Governance, Release-Planung), Neos glänzt bei Content-Modellierung & Inline-Editing. Modern ist, was langfristig zu Ihren Teams & Prozessen passt.
Wir betreiben heute Neos – lohnt sich der Wechsel zu TYPO3 allein wegen „Enterprise“?
Ein Wechsel nur aus „Enterprise-Label“-Gründen ist selten sinnvoll. Relevante Gründe für TYPO3 können Governance, bestehende TYPO3-Landschaften, Partnernetzwerke oder konkrete Anforderungen an Release-/Support-Zyklen sein. In vielen Fällen ist eine Optimierung des bestehenden Setups die bessere Option.
Wie treffen wir eine Entscheidung, ohne Monate in Evaluierung zu investieren?
Bewährt hat sich eine kompakte Vorgehensweise:
  • 1–2-tägiges Audit/Governance-Workshop mit Anforderungen & Systemlandschaft,
  • Grobe Architektur-Skizzen für 1–2 sinnvolle Optionen,
  • Bewertung nach Risiko, TCO und Team-Fit,
  • Entscheidung mit dokumentierten Kriterien (statt Bauchgefühl).
Genau hier unterstütze ich als externer Architekt – mit Fokus auf TYPO3, aber mit offenem Blick auf Alternativen.

Sie schwanken zwischen TYPO3 und Neos für Ihr nächstes Projekt?

Ob Neuprojekt, Konsolidierung einer bestehenden CMS-Landschaft oder anstehende Migration: Eine fundierte Entscheidung braucht klare Anforderungen, Governance-Fragen und einen Blick auf Betrieb & Release-Zyklen – nicht nur Feature-Listen. In einem kurzen Erstgespräch klären wir, wo Sie stehen und wie eine neutrale Entscheidungsgrundlage aussehen kann – mit oder ohne anschließende Umsetzung in TYPO3.