Matthias Gläßner – Senior TYPO3 Architekt

Roadmap · Scope · Rollen · Risiken

TYPO3 Projektplanung:
Wie Sie Upgrades & Relaunches
von Anfang an steuerbar aufsetzen

Viele TYPO3-Projekte starten mit einem groben Wunsch („Relaunch“, „Upgrade“, „neues Design“) – aber ohne klare Definition von Zielen, Scope, Rollen und Risiken. Die Folge sind Budget-Überraschungen, verschobene Go-Lives und politische Spannungen. Diese Seite zeigt, wie Sie Projektplanung pragmatisch angehen: klar genug, um steuerbar zu sein, flexibel genug für iterative Umsetzung.

Fokus: Upgrades v6–v13, Relaunches & High-Risk-Projekte Für IT, Fachbereiche, Kommunikation & Einkauf Ergänzend zu Governance, Content & Deployment

Warum gute TYPO3 Projektplanung mehr ist als ein grobes Lastenheft

Ein PDF mit Anforderungen ist schnell geschrieben. Entscheidend ist aber, ob Ihr Projekt steuerbar, priorisierbar und realistisch kalkulierbar ist. Gute Projektplanung beantwortet u. a. diese Fragen:

  • • Welche Ziele verfolgen wir fachlich, technisch und strategisch?
  • • Was gehört in den MVP / erste Ausbaustufe – was bewusst später?
  • • Wer entscheidet bei Zielkonflikten (Zeit, Budget, Qualität)?
  • • Wie gehen wir mit Risiken & Unbekannten um (z. B. Legacy-Code)?
  • • Welche Artefakte & Meilensteine erwarten wir von Dienstleistern?

Ziel ist eine Roadmap, an der sich alle orientieren können – nicht ein starres Pflichtenheft, das nach dem ersten Sprint veraltet ist. Planung und Umsetzung gehören zusammen: je klarer der Rahmen, desto besser funktioniert iterative Entwicklung.

Projektphasen im Überblick: Von Audit bis laufender Betrieb

Jedes Projekt ist anders – aber bestimmte Phasen kehren immer wieder. Eine klare Struktur hilft, Erwartungen abzugleichen und Meilensteine zu definieren:

Phase 1

Kick-off & Audit

Systemcheck, Ziele schärfen, Risiken erkennen, grobe Aufwandsbandbreiten.

Nutzen eines TYPO3 Audits

Phase 2

Konzept & Architektur

Content-Struktur, UX, Erweiterungen, Integrationen, Deployment-Strategie.

Content-Struktur, Deployment

Phase 3

Umsetzung & Migration

Entwicklung, Integrationen, Content-Migration, Tests, Schulungen.

Extensions, A11y

Phase 4

Go-Live & Weiterentwicklung

Rollout, Monitoring, Wartung, iterative Verbesserungen & neue Features.

Performance messen, Governance

In der Praxis werden diese Phasen häufig überlappend und iterativ durchlaufen – wichtig ist, dass alle Beteiligten ein gemeinsames Bild haben, in welcher Phase das Projekt gerade ist und welche Ergebnisse dort entstehen sollen.

Scope & Anforderungen: Was wirklich in die erste Ausbaustufe gehört

Statt „alles bitte direkt“ lohnt sich eine ehrliche Diskussion über MVP und Roadmap. Ein paar Bausteine, die sich bewährt haben:

1. Ziele & Erfolgskriterien klären

Bevor Feature-Listen entstehen, sollte klar sein:

  • • Welche Probleme lösen wir mit dem Projekt?
  • • Welche Kennzahlen sollen sich sichtbar verbessern (z. B. Self-Service-Quote, Performance, A11y-Status)?
  • • Welche Stakeholder erwarten was – und was sind echte Must-haves?

2. Muss / Soll / Kann – Priorisierung statt Wunschliste

Klassische MoSCoW-Priorisierung (Must, Should, Could, Won’t yet) funktioniert auch in TYPO3-Projekten – wenn sie ernst genommen wird:

  • • „Must“ = ohne diese Features lohnt sich das Projekt nicht.
  • • „Should“ = wichtig, aber verschiebbar, wenn Zeit/Budget eng werden.
  • • „Could“ = Ideen für zukünftige Ausbaustufen.
  • • „Won’t yet“ = ausdrücklich benannte Nicht-Ziele für die erste Phase.

3. Content- & Navigationsstruktur mitdenken

Projekte scheitern selten an Templates, sondern an unklarer Content-Architektur:

  • • Zielgruppen & Journeys definieren.
  • • Seitentypen & Content-Module festlegen.
  • • Migration vs. Neuschreiben von Inhalten klären.

→ Vertiefung: TYPO3 Content-Struktur

4. Nicht-funktionale Anforderungen explizit machen

Häufig nur implizit vorhanden, aber massiv kostentreibend:

  • • Performance- und Verfügbarkeitsziele
  • • Barrierefreiheit (WCAG/BITV)
  • • Security & Compliance
  • • Integrationen & Schnittstellen-Standards

Rollen, Governance & Zusammenarbeit: Wer entscheidet was?

Gute Projektplanung definiert nicht nur Aufgaben, sondern auch Rollen und Entscheidungswege. Gerade in Verbänden, Behörden und größeren Unternehmen ist das entscheidend:

Kernrollen im TYPO3-Projekt

  • Product Owner / Portalverantwortliche:r – fachliche Leitung & Priorisierung.
  • Projektleitung – Koordination, Zeit & Budget im Blick.
  • IT/DevOps – Infrastruktur, Deployment, Security.
  • Fachbereiche & Redaktionen – Anforderungen, Tests, Content.
  • Externe Dienstleister – Architektur, Entwicklung, Beratung.

Wichtig ist ein gemeinsames Verständnis: Wer hat Entscheidungsbefugnis, wer gibt Empfehlungen, wer wird informiert?

Governance & Meeting-Struktur

Ein leichtgewichtiges Governance-Setup kann z. B. so aussehen:

  • • Regelmäßiger Jour fixe (z. B. 14-tägig) mit Kernteam.
  • • Steuerungsrunde / Lenkungskreis für größere Entscheidungen.
  • • Klare Dokumentation von Beschlüssen & Priorisierungen.
  • • Abgestimmtes Rechte- & Freigabekonzept in TYPO3.

→ Details: TYPO3 Governance

Risiken & High-Risk-Szenarien: Planen, statt später „Feuerwehr“ zu spielen

Besonders bei Upgrades, Migrations- und Rescue-Projekten ist eine ehrliche Risikoanalyse Teil der Projektplanung. Typische Risiken:

Technische Risiken

  • • Historisch gewachsener Code, alte Extensions, fehlende Tests.
  • • Intransparente Integrationen (CRM, ERP, Fachverfahren).
  • • Mangelnde Deployment-Fähigkeit (kein Staging, kein Rollback).
  • • Performance- & A11y-Probleme, die erst spät auffallen.

→ Einstieg: TYPO3 Upgrade-Check, Rescue-Check

Organisatorische Risiken

  • • Viele Stakeholder, unklare Prioritäten.
  • • Eng getaktete Gremien- oder Budgetentscheidungen.
  • • Parallel laufende Projekte mit denselben Personen.
  • • Unklare Verantwortlichkeiten für Content & Tests.

Eine einfache Risikomatrix (Wahrscheinlichkeit × Auswirkung) hilft, blinde Flecken sichtbar zu machen und passende Maßnahmen einzuplanen – von Pufferzeiten über gestaffelte Go-Lives bis zu Pilotbereichen.

Zusammenarbeit & Rhythmus: Wie Planung und agile Umsetzung zusammenpassen

„Agil“ bedeutet nicht „planlos“, und „klassische Planung“ muss nicht starr sein. Erfolgreiche TYPO3-Projekte kombinieren in der Praxis Elemente aus beiden Welten:

Planbare Rahmenbedingungen

  • • Klar definierte Projektphasen & Meilensteine.
  • • Abgestimmte Budgetbandbreiten (vgl. Projektkosten).
  • • Vereinbarte Artefakte (z. B. Architektur-Docs, Styleguide, Testkonzept).
  • • Klarer Prozess für Change Requests & Scope-Anpassungen.

Iterative Umsetzung im Projektalltag

  • • Arbeit in Sprints mit klaren Zielen & Demo am Ende.
  • • Backlog mit priorisierten User Stories / Arbeitspaketen.
  • • Regelmäßige Reviews & Retrospektiven mit fachlicher Beteiligung.
  • • Frühzeitige Tests & Pilotphasen statt „Big Bang“-Go-Live.

Gute Projektplanung schafft also nicht ein starres Korsett, sondern einen klaren Rahmen für agile Entscheidungen – mit Transparenz für alle Beteiligten.

Häufige Fragen zur TYPO3 Projektplanung

Einige Fragen tauchen in Kick-offs, Workshops und Angebotsphasen immer wieder auf:

Wie detailliert müssen wir vor Projektstart planen?
Detailliert genug, um Ziele, Scope-Rahmen, Rollen und Risiken zu verstehen – aber nicht so detailliert, dass ein 80-seitiges Pflichtenheft geschrieben wird, das niemand mehr anfasst. In vielen Projekten reichen ein Audit, ein 2–3-seitiges Konzept und ein priorisierter Backlog als Start. Details werden dann Sprint für Sprint geschärft.
Ist ein klassisches Lasten-/Pflichtenheft für TYPO3 noch zeitgemäß?
In regulierten Umfeldern (öffentliche Ausschreibungen, bestimmte Branchen) sind Lasten-/Pflichtenhefte weiterhin üblich. Aussagekräftiger sind oft Value- & Feature-orientierte Beschreibungen (User Stories, Journeys, Must-have-Kriterien) plus klare Qualitäts- und Governance-Anforderungen. Wichtig ist, dass das Dokument Entscheidungen ermöglicht – nicht nur Funktionen aufzählt.
Wie früh sollte der Dienstleister in die Projektplanung einbezogen werden?
Idealerweise sehr früh – spätestens, wenn erste Ziele und Rahmenbedingungen definiert sind. So können technische Risiken und Abhängigkeiten früh sichtbar werden, und Aufwandsschätzungen werden realistischer. In vielen Fällen ist ein kleiner, kostenpflichtiger Audit- oder Konzeptbaustein sinnvoller als kostenlose „Schnellangebote“, die auf unklaren Annahmen basieren.
Wie lässt sich Planung mit knappen Ressourcen in Fachbereichen vereinbaren?
Gerade wenn Fachbereiche wenig Zeit haben, ist gute Planung ein Hebel: statt viele Einzeltermine und Nachbesserungen zu verursachen, werden
  • wichtige Entscheidungen gebündelt vorbereitet,
  • klare Artefakte (Mockups, Prototypen, Checklisten) vorgelegt,
  • und Jour fixes genutzt, um mehrere Punkte in kurzer Zeit zu klären.
Damit spart Planung am Ende mehr Zeit, als sie kostet.

Sie möchten Ihr TYPO3-Projekt von Beginn an steuerbar aufsetzen?

Ob Upgrade, Relaunch oder Rescue-Projekt – eine klare, pragmatische Projektplanung reduziert Risiken und erleichtert interne Abstimmungen. In einem kurzen Erstgespräch klären wir, wo Sie stehen, welche Ziele und Rahmenbedingungen Sie haben und welches Vorgehen sinnvoll ist: Audit, Projektplanungs-Workshop oder direkte Sprint-Planung.