Matthias Gläßner – Senior TYPO3 Architekt

Upgrade-Planung · Risiko & Budget · Technik & Redaktion

TYPO3 Upgrade Checkliste:
So planen Sie ein sicheres Upgrade auf aktuelle LTS-Versionen

Ein TYPO3 Upgrade ist kein „einmal Core tauschen“ – sondern ein Projekt, das Code, Daten, Infrastruktur und Organisation betrifft. Diese Checkliste hilft IT, Fachbereichen und Management, ein Upgrade von v6–v11 auf aktuelle LTS-Versionen (z. B. v12/v13) strukturiert vorzubereiten – und typische Überraschungen zu vermeiden.

Fokus: Bestands- & High-Risk-Systeme v6–v11 Für Agenturen, Verbände, Behörden & Mittelstand

1. Vorbereitung & Bestandsaufnahme

Bevor eine einzige Zeile Code angefasst wird, sollten Sie klar beantworten können: Was upgraden wir überhaupt? und Warum jetzt?

  • ✔️ Aktuelle TYPO3-Version & ELTS/LTS-Status klären → ggf. Version-Check
  • ✔️ Liste aller Domains / Portale / Sites (inkl. Sprachvarianten)
  • ✔️ Übersicht über Extensions (Core, TER, Composer-Pakete, Eigenentwicklungen)
  • ✔️ Infrastruktur erfassen (Hosting, PHP-Version, Datenbank, Cache-Systeme)
  • ✔️ Integrationen sammeln (CRM, ERP, DAM, Suche, Single Sign-on, Drittsysteme)

Auf Basis dieser Fakten lässt sich bewerten, ob ein reines Upgrade, ein Hybridansatz (Upgrade + Refactoring) oder ein Neuaufsetzen mit Migration sinnvoll ist. Hier hilft oft ein TYPO3 Audit.

2. Upgrade-Strategie & Scope festlegen

Nicht jedes Upgrade muss alle Probleme lösen – aber ein unklarer Scope ist der häufigste Grund, warum Upgrades zu spät, zu teuer und zu nervenaufreibend werden.

Technischer Scope

  • • Zielversion festlegen (z. B. v12 LTS, v13 LTS)
  • • Schrittweises Upgrade vs. Sprung (v9 → v10 → v11 → v12)
  • • Umgang mit Alt-Extensions (ersetzen, refactoren, entfernen)
  • • Anpassungen an PHP-Version & Serverumgebung

Fachlicher Scope

  • • Welche Features müssen 1:1 erhalten bleiben?
  • • Welche „Baustellen“ werden bewusst geschoben?
  • • Gibt es Anforderungen an Barrierefreiheit (WCAG/BITV)?
  • • Müssen neue Governance- oder Rollenmodelle berücksichtigt werden?

Eine klare Strategie reduziert Diskussionen später im Projekt und bildet die Grundlage für Aufwandsschätzung und Meilensteine – z. B. im Rahmen eines Upgrade-Pakets.

3. Technik-Check & Risikoanalyse

Bevor es in die Umsetzung geht, sollte klar sein, wo die größten technischen Risiken liegen. Eine fokussierte Analyse spart später viel Budget.

Checkliste Code & Extensions

  • • Deprecation-Logs auswerten
  • • Prüfung auf veraltete TYPO3-APIs (Extbase/Fluid, TCA, Hooks)
  • • Abhängigkeiten von Dritt-Extensions & TER-Status prüfen
  • • Eigenentwicklungen klassifizieren (kritisch/unkritisch)

Checkliste Infrastruktur & Integrationen

  • • PHP-Version & Kompatibilität mit Ziel-TYPO3-Version
  • • Datenbank (Version, Charset, Storage-Engine)
  • • Cache-Systeme (Redis, Varnish, CDN)
  • • Schnittstellen (REST/SOAP, Solr/Elastic, CRM/ERP)

Das Ergebnis sollte eine Risikoliste mit Prioritäten sein – idealerweise ergänzt um eine grobe Aufwandsbandbreite. Dazu passt ein strukturiertes Testing-Konzept, das von Anfang an mitgedacht wird.

4. Testing & Qualitätssicherung von Anfang an einplanen

Ein Upgrade ohne Testing ist wie ein Relaunch ohne Preview: möglich, aber nicht ratsam. Die gute Nachricht: Es braucht kein perfektes Testlabor – ein pragmatisches Setup reicht.

Testarten für Upgrades

  • • Smoke-Tests (zentrale Seiten & Funktionen erreichbar?)
  • • Fachliche Regressionstests (wichtige Journeys & Formulare)
  • • Technische Tests (z. B. Cronjobs, Scheduler, Schnittstellen)
  • • Optionale E2E-Tests für kritische Self-Service-Strecken

Organisation der Tests

  • • Verantwortlichkeiten festlegen (IT, Fachbereiche, Agentur)
  • • Checklisten für manuelle Tests definieren
  • • Testdaten & Testumgebungen vorbereiten
  • • Integration in CI/CD (z. B. GitLab CI, Deployer)

Mehr Details dazu im Artikel Testing in TYPO3-Projekten und im Bereich Deployment.

5. Go-Live-Plan & Rollback-Strategie

Der eigentliche Go-Live ist die Spitze des Eisbergs – und meist nur dann spannend, wenn die Vorbereitung nicht sauber war. Eine klare Checkliste für den Umstellungstag entspannt alle Beteiligten.

Go-Live-Checkliste

  • • Wartungsfenster & Kommunikationsplan abgestimmt
  • • Vollständiges Backup (Datenbank, Files, Konfiguration)
  • • DNS-/Routing-Änderungen vorbereitet
  • • Monitoring & Logging aktiviert
  • • Eskalationswege & Ansprechpartner definiert

Rollback-Strategie

  • • Klare Kriterien für „Rollback nötig“ definiert
  • • Technisch getesteter Rollback-Prozess
  • • Dokumentierter Ablauf (mit Zeiten & Verantwortlichen)
  • • Plan für Post-Mortem & Lessons Learned

Gerade bei Behörden & Verbänden sind Verfügbarkeit und Compliance kritisch. Hier lohnt sich eine enge Verzahnung mit Security & DSGVO sowie Qualitäts- & Sicherheitsstandards.

6. Nach dem Upgrade: Stabilisierung & Optimierung

Nach dem Go-Live ist vor dem Feinschliff. Jetzt zeigt sich, wie gut Governance, Redaktion und Technik zusammenspielen.

Stabilisierung in den ersten Wochen

  • • Monitoring von Fehlerlogs & Performance
  • • Feedback-Kanal für Redaktion & Fachbereiche
  • • Kleines Bugfix-Backlog planen (schnelle Sprints)
  • • Dokumentation der Änderungen aktualisieren

Mittelfristige Optimierungen

  • • Nutzung neuer TYPO3-Features (z. B. Backend-UX, Workspaces)
  • • Verbesserungen an Content-Struktur & Suche
  • • Ausbau von Testing & CI/CD
  • • Planung der nächsten Release-Zyklen

Häufige Fragen zur TYPO3 Upgrade Checkliste

Einige Fragen tauchen in Gesprächen zu Upgrades immer wieder auf:

Wie früh sollten wir mit der Upgrade-Planung beginnen?
Idealerweise planen Sie ein größeres Upgrade mindestens 6–12 Monate, bevor der reguläre Security-Support Ihrer aktuellen Version endet. So bleibt genug Zeit für Audit, Planung, Umsetzung, Testing und Go-Live – ohne Ad-hoc-Druck.
Können wir ein Upgrade auch mit bestehender Agentur durchführen und Sie nur beratend einbinden?
Ja – das ist ein häufiges Modell. Ich unterstütze z. B. bei Audit, Architekturentscheidungen, Risikoanalyse und Testing-Konzept und arbeite eng mit Ihrer bestehenden Agentur oder Ihrem Inhouse-Team zusammen. Ziel ist, das Upgrade planbar & dokumentiert zu machen, nicht bestehende Partner zu ersetzen.
Unser System ist „historisch gewachsen“ – hilft diese Checkliste trotzdem?
Gerade dann ist eine klare Checkliste hilfreich. Sie zwingt dazu, Bestandsaufnahme, Risiken und Scope auszusprechen, statt „einfach mal loszulegen“. In sehr komplexen Systemen ist zusätzlich ein Upgrade-Audit sinnvoll, um belastbare Aufwandsbandbreiten und eine Roadmap zu erhalten.
Wie detailliert muss unsere interne Dokumentation vor dem Upgrade sein?
Perfekte Dokumentation ist selten vorhanden – und auch keine Voraussetzung. Wichtig sind zunächst:
  • eine Liste der Extensions & Integrationen,
  • Informationen zur Infrastruktur,
  • und eine grobe Übersicht über kritische Prozesse.
Vieles lässt sich im Rahmen eines Audits oder Kick-off-Workshops ergänzen und zukünftige Releases können dann besser dokumentiert werden.

Sie planen ein TYPO3 Upgrade und möchten Risiken reduzieren?

Ob v6–v8 Altsystem, komplexes Multiportal oder Upgrade aus einem festgefahrenen Projekt – mit einer klaren Checkliste, einem Audit und einem pragmatischen Testing-Setup wird Ihr Upgrade steuerbar. In einem kurzen Erstgespräch klären wir, wo Sie aktuell stehen und welche Bausteine (Audit, Upgrade-Plan, Testing, Go-Live-Begleitung) für Ihr System sinnvoll sind.