Matthias Gläßner – Senior TYPO3 Architekt

CMS-Auswahl · Enterprise-Websites · Portale & Multi-Site-Strukturen

Wann ist TYPO3 sinnvoll?
– und wann sollten Sie besser zu einer anderen Lösung greifen?

TYPO3 gilt im DACH-Raum als etabliertes Enterprise-CMS: leistungsfähig, flexibel, aber auch nicht das leichteste System der Welt. Die entscheidende Frage ist daher nicht „Ist TYPO3 gut?“, sondern: „Passt TYPO3 zu unserer Organisation, unseren Anforderungen und unserer Laufzeit?“ Dieser Artikel gibt eine praxisnahe Einordnung – aus Sicht von Unternehmen, Verbänden und öffentlichen Einrichtungen.

Fokus: DACH · Enterprise & Public Sector Multi-Site · Sicherheit · Governance

Wofür TYPO3 ursprünglich gedacht ist – und was das für Sie bedeutet

TYPO3 ist historisch nicht als „Blog-System“ oder reiner Page-Builder entstanden, sondern als CMS für umfangreiche Websites & Portale mit mehreren Zielgruppen, Sprachen, Redaktionen und Integrationen.

Daraus leiten sich typische Stärken ab:

  • • ausgeprägter Seitenbaum & Multi-Site-Fähigkeit
  • • sehr flexible Rechte- & Rollenmodelle
  • • gute Unterstützung für Mehrsprachigkeit
  • • Integrationsfähigkeit in komplexe IT-Landschaften
  • • planbare LTS-/ELTS-Releasezyklen

Kurz gesagt: TYPO3 entfaltet seine Stärken dort, wo Sie Struktur, Governance und Langfristigkeit brauchen – nicht zwingend bei der schnellsten Onepager-Lösung für eine kleine Kampagne.

7 Situationen, in denen TYPO3 in der Regel eine sehr gute Wahl ist

Die folgenden Situationen tauchen in Briefings und Ausschreibungen immer wieder auf – und sind starke Indikatoren dafür, dass TYPO3 gut passen kann.

1. Mehrere Sites, Marken oder Portale in einer Plattform

Sie planen nicht nur eine Website, sondern eine Familie von Auftritten: Konzern + Tochtergesellschaften, Verbandsportal + Landesverbände, Stadt + Beteiligungen etc. TYPO3 ist dafür gemacht, mehrere Sites in einer Instanz mit gemeinsamen Komponenten, Rechten und Deployments zu betreiben.

2. Hohe Anforderungen an Sicherheit, DSGVO & Compliance

Im öffentlichen Sektor, Gesundheitswesen oder Finanzbereich stehen Security, Nachvollziehbarkeit und Datenschutz nicht zur Diskussion. TYPO3 wird hier seit Jahren erfolgreich eingesetzt – mit klaren Releasezyklen, Governance-Konzepten und Integrationsmöglichkeiten zu Security-Infrastruktur. Mehr dazu in TYPO3 Security & DSGVO.

3. Viele Redakteur:innen & komplexe Rollen

Mehrere Abteilungen, Standorte, Länder – und überall Menschen, die Inhalte pflegen. TYPO3 bietet feingranulare Rechte und ein stark anpassbares Backend, mit dem Sie Redaktions-UX und Governance passend zu Ihrer Organisation gestalten können.

4. Mehrsprachigkeit ist Kernanforderung – nicht „nice to have“

Wenn Ihre Site in mehreren Sprachen, Ländern oder Regionen läuft und Sie Übersetzungs-Workflows, Sprachvererbung und länderspezifische Inhalte benötigen, spielt TYPO3 seine Stärken aus. Mehr dazu in Content-Struktur & Content-Design .

5. Langfristige Laufzeit & planbare Upgrades

Ihr Portal soll viele Jahre laufen, ohne alle paar Monate „ausgetauscht“ zu werden. TYPO3 bietet klar definierte LTS- und optionale ELTS-Phasen, sodass sich Upgrade-Projekte planen und budgetieren lassen. Siehe TYPO3 Release-Zyklus.

6. Integrationen & Fachverfahren spielen eine große Rolle

Sie müssen CRM, ERP, Fachanwendungen, DAM, Suchlösungen oder externe Datenquellen anbinden? TYPO3 eignet sich sehr gut als Integrationsoberfläche – inkl. REST/SOAP-APIs, SSO und komplexen Datenstrukturen. Siehe auch Suche & Integrationen im Vergleich.

7. Sie wollen Governance & Qualität ernst nehmen

Wenn Themen wie Codequalität, Testing, A11y, Security und Deployment nicht nur Lippenbekenntnisse sind, passt TYPO3 sehr gut zu strukturierten Entwicklungs- & Betriebsmodellen. Mehr in Governance in TYPO3-Projekten und Qualität & Security.

Wann andere Lösungen oft sinnvoller sind als TYPO3

So ehrlich sollte man sein: Es gibt Szenarien, in denen TYPO3 technisch möglich, aber nicht wirtschaftlich oder organisatorisch sinnvoll ist.

1. Sehr kleine Websites ohne Integrationen

Onepager, kleine Kampagnen-Sites oder simple Informationsseiten mit wenigen Unterseiten, ohne besondere Sicherheits-, Rollen- oder Integrationsanforderungen. Hier ist TYPO3 oft overkill; leichtere Systeme (z. B. WordPress mit Managed Hosting) können pragmatischer sein – sofern Security und Updates sauber gelöst werden.

2. Wenn interne Ressourcen extrem knapp sind

TYPO3 ist mächtig – aber es braucht mindestens ein Basisverständnis bei IT und Redaktion. Wenn weder internes Team noch Dienstleister dauerhaft Ressourcen bereitstellen können (z. B. für Wartung, Updates, Schulungen), kann ein „leichteres“ Setup kurzfristig realistischer sein.

3. Starker Fokus auf Shop-Funktionalität

TYPO3 ist kein klassisches Shop-System. Für reine E-Commerce-Setups sind spezialisierte Lösungen (Shopware, Magento, SaaS-Shops) meist sinnvoller – TYPO3 eignet sich hier eher als Content- & Kampagnenlayer rund um den Shop.

4. Wenn „Headless-first“ mit starkem Frontend-Stack geplant ist

TYPO3 unterstützt Headless-Setups gut – siehe TYPO3 vs. Headless. Wenn aber klar ist, dass das Projekt primär als API-/Content-Backend gedacht ist und ohnehin eine komplette Frontend-Produktentwicklung (z. B. Next.js) stattfindet, können reine Headless-Systeme ebenfalls sinnvoll sein. Häufig lohnt sich ein Proof-of-Concept, bevor man sich festlegt.

Entscheidungs-Matrix: 10 Fragen, die Sie vor „Wir nehmen TYPO3“ klären sollten

Die folgenden Fragen helfen, ob TYPO3 in Ihrem Fall sinnvoll ist – oder ob ein anderes System besser passt. Je öfter Sie „ja“ sagen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass TYPO3 eine gute Wahl ist.

  1. 1. Planen wir eine Plattform, die mehrere Sites/Marken/Länder abbilden soll?
  2. 2. Sind Sicherheit, DSGVO und Compliance zentrale Anforderungen (z. B. Behörde, Verband)?
  3. 3. Haben wir mehrere Redaktionen / Standorte mit unterschiedlichen Rollen & Rechten?
  4. 4. Wollen wir das System mindestens 5 Jahre (oder länger) betreiben?
  5. 5. Gibt es Integrationsbedarf (CRM, ERP, Suche, Fachverfahren, DAM)?
  6. 6. Ist Mehrsprachigkeit mehr als nur eine „eventuelle Option“?
  7. 7. Gibt es – intern oder extern – Zugang zu TYPO3-Kompetenz?
  8. 8. Sind wir bereit, in Architektur, Qualität & Tests zu investieren (statt nur „Templates“)?
  9. 9. Möchten wir Governance & Prozesse sauber aufsetzen (Rollen, Workflows, Deployments)?
  10. 10. Ist uns wichtig, nicht von einem einzelnen Anbieter/Hersteller abhängig zu sein?

Wenn Sie die meisten Fragen mit „Ja“ beantworten, lohnt sich eine vertiefte Betrachtung von TYPO3 – idealerweise mit einem Audit & Architektur-Workshop.

Praxisbeispiele: Wann sich die Entscheidung für TYPO3 ausgezahlt hat

Einige vereinfachte, anonymisierte Beispiele aus Projekten zeigen, wie sich die Wahl für TYPO3 in der Praxis ausgewirkt hat:

Behördenportal · Multi-Site & A11y

Mehrere Portale (Bürger, Fachpublikum, Extranet), strenge WCAG/BITV-Anforderungen, Integrationen in Fachverfahren. TYPO3 ermöglichte eine konsolidierte Plattform mit klarer Rechtevergabe, zentraler Suche und planbaren Upgrades.

Verband · Länder & Fachbereiche

Bundesweiter Verband mit Landesverbänden und Fachbereichen, jeweils eigenen Redaktionsteams. Mit TYPO3 konnten gemeinsame Komponenten & Corporate Design gewahrt werden – bei gleichzeitig hoher Freiheit in den Ländern.

Industrieunternehmen · Produkt- & Serviceportal

Internationaler Mittelstand mit komplexen Produktdaten, mehreren Sprachen und Vertriebspartnern. TYPO3 diente als Content- & Serviceportal über alle Länder hinweg – angebunden an CRM/ERP, Suche und Login-Bereich.

Häufige Fragen: „Ist TYPO3 für uns sinnvoll?“

Einige Fragen tauchen in Strategie- & Pitch-Gesprächen immer wieder auf:

Ist TYPO3 generell „besser“ als andere CMS?
Nein – es ist anders positioniert. TYPO3 ist sehr stark in strukturierten, mittelgroßen bis großen Plattformen mit Governance-, Sicherheits- und Multi-Site-Anforderungen. Für kleine Projekte oder reine Blogs können andere Systeme pragmatischer sein. Die Frage lautet immer: „Welches System passt am besten zu unseren Anforderungen?“
Wir haben heute WordPress – lohnt sich ein Umstieg auf TYPO3?
Das hängt davon ab, wohin Sie wollen. Wenn Ihre Website zu einem Portal mit mehreren Sites, Sprachen, Rollen & Integrationen wachsen soll, kann ein Umstieg auf TYPO3 sinnvoll sein – insbesondere, wenn die heutige WordPress-Landschaft schwer wartbar geworden ist. Mehr dazu in TYPO3 vs. WordPress .
Ist TYPO3 nicht „zu komplex“ für unsere Organisation?
Komplex ist oft weniger das System, sondern die Organisation und die Anforderungen. TYPO3 bietet die Werkzeuge, um diese Komplexität sauber abzubilden. Wenn Ihre Website sehr einfach ist und auch bleiben soll, wirkt TYPO3 möglicherweise überdimensioniert. Wenn Ihre Organisation komplex ist, aber das System „einfach“ sein soll, wird es schwierig – unabhängig vom CMS.
Wie treffen wir eine CMS-Entscheidung ohne monatelange Evaluierung?
Bewährt hat sich ein kompaktes Vorgehen:
  • 1–2-tägiger Strategie- & Governance-Workshop
  • kurzes Audit der bestehenden Landschaft (falls vorhanden)
  • Skizze von 1–2 realistischen Zielarchitekturen (z. B. TYPO3 vs. Alternative)
  • Bewertung nach Risiko, TCO und Team-Fit
Daraus entsteht eine entscheidbare Vorlage für IT, Fachbereich & Management – ohne ein Jahr lang Prototypen zu bauen.

Sie fragen sich, ob TYPO3 für Ihr nächstes Projekt sinnvoll ist?

Ob Neuprojekt, Relaunch oder Konsolidierung einer bestehenden CMS-Landschaft: Die Frage „TYPO3 – ja oder nein?“ lässt sich am besten anhand Ihrer konkreten Ziele, Risiken und Rahmenbedingungen beantworten. In einem kurzen Erstgespräch klären wir, wo Sie stehen – und ob TYPO3 als strategische Plattform zu Ihnen passt oder ob ein anderer Weg sinnvoller ist. Neutral, praxisnah und mit Blick auf die nächsten 5+ Jahre.